Der Jahreswechsel lädt uns ja regelmäßig ein, gute Vorsätze für das neue Jahr zu formulieren, die wir spätestens, wenn der Arbeitsstress wieder einsetzt, vergessen haben.
Dieses Silvester saß ich mit meiner Tochter und Enkelin zusammen, und wir haben über das gute Leben reflektiert, dabei kamen wir auf 4 Säulen für ein gutes Leben, für gute Gefühle, für ein gutes Miteinander, diese möchte ich gerne teilen.
Gefühle teilen wir üblicherweise in gute Gefühle - ich mag mich, ich mag die Welt, ich bin zufrieden, oder auch glücklich – oder in schlechte Gefühle, deren Spektrum ist größer: Ich kann Wut und Ärger spüren, aber auch Angst und Unsicherheit, auch Sinnlosigkeit, Trauer und Depression, sowie Schmerzen und Leid. Für all diese Gefühle haben wir viele Wort, Bilder und Metaphern. Es wäre schön, diesen mehr Bedeutung zuzumessen, denn bewusst Gefühltes lässt sich bewältigen. Alle Gefühle möchten gefühlt werden, alle Gefühle sind eine Botschaft an uns selbst, die verstanden werden will.
Erster guter Vorsatz – Spüre bewusst in dich hinein und mach aus der Floskel, wie geht es dir, eine echte Frage, wie geht es mir gerade? Das ist nicht egoistisch, sondern hilft mir zu erkennen, ob gerade „alles gut ist“ oder ob mir etwas fehlt. Unangenehme Gefühle weisen darauf hin, dass ich etwas für mich tun kann. Nur im Erkennen liegt die Lösung. „Danke lieber Körper (Gefühle sind immer körperlich), dass du mich aufmerksam machst, auf mich zu achten“. In unserer modernen Welt haben die meisten Menschen das nicht gelernt – wir projizieren unangenehme Gefühle eher auf die Umwelt, oder verdrängen sie, weil ja nicht ist, was nicht sein darf. Beides macht es nicht besser, sondern verstärkt die schlechten Gefühle.
Was kann ich nun tun, wenn ich mich ärgerlich, wütend, traurig, depressiv, voller Angst oder Schmerz fühle?
Gute Gefühle, Selbstwürdigung und Kraft ruhen auf 4 Säulen, die mich wie ein Kompass durchs Leben begleiten könnten:
- Habe ich genug liebevolle, bereichernde Beziehungen und kann ich den Menschen, die ich liebe, Wertschätzung, Würdigung und Unterstützung bewusst geben? Wir Menschen sind soziale Wesen, und wir brauchen diese Art von Gemeinschaft, Austausch und Halt.
- Sorge ich gut für meinen Körper, für mein leibliches Wohl? Dazu gehören Bewegung, Nahrung, ausreichend Schlaf, ein gutes Zusammenspiel von Aktivität und Passivität. Erschöpfung und Müdigkeit ist ein untrügliches Zeichen, dass die Balance verloren gegangen ist.
- Kann ich Sinn in meinem Leben erkennen? Der berühmte Psychiater Viktor Frankl hat diesen Sinn ins Zentrum menschlicher Existenz gerückt. Jeder Mensch ist anders, aber erlaube dir deine Ziele, ob klein oder groß wichtig zu nehmen. Im ganz Kleinen kann ich Befriedigung finden, ich kann eine Kassiererin im Lebensmittelladen anlächeln, ich kann mich bewusst an meinen Kindern freuen, ich kann mich an geputzten Fenstern erfreuen, an sauberer Wäsche, an klarem Wasser. Wenn du dich abends ins Bett legst, erlaube dir den Sinn dieses einen Tages zu finden.
- Bist du dein bester Freund oder deine beste Freundin? Wie kommunizierst du mit dir in deinem Kopf? Ist das liebevoll? Viele meiner Klient*innen berichten, dass das der schwierigste Punkt ist. Fühlen wir uns schlecht, tendieren die meisten Menschen, sich selbst zu verurteilen, sich selbst zu beschuldigen, sich als schlechten Menschen zu sehen. Ein hilfreicher Gedanke könnte sein: Würde ich so mit meinem besten Freund, mit meiner besten Freundin reden?
Ich garantiere, wenn ich auf alle 4 Fragen mit einem herzlichen „Ja“ antworten kann, geht es mir gut. Wäre das nicht ein Vorsatz für das nächste Jahr, immer wieder auf diese 4 Säulen zu achten, und wenn notwendig kleine Veränderungen vorzunehmen. Manchmal reicht ein etwas anderer Blick auf das, was gerade passiert.