Das Alte passt nicht mehr, das Neue zeigt sich noch nicht

 

Wir tun uns mit Übergängen schwer. Klient*innen kommen und spüren, dass ihr Leben so wie es gerade ist, nicht mehr passt. Es fühlt sich nicht richtig an. Was tun? Die meisten von uns wollen eine stimmige Geschichte erzählen, das eigene Leben, die Übergänge, klare Strukturen, wie ein guter Roman, ein Anfang, eine aufregende und erfolgreiche, durchaus spannende Mitte und ein gutes Ende. Das mindeste, was wir von unserem Leben erwarten, dass wir eine stimmige, lineare und erwartbare Reihenfolge von Ereignissen erleben und irgendwie die Kontrolle nicht verlieren. Aber so ist es nie. Unser Leben zeigt sich in einer komplexen Weise, nicht vorhersehbare Ereignisse wirbeln unser Leben durcheinander. Manchmal kündigen sich Veränderungen an, manchmal passieren sie einfach ohne unser Zutun. In jedem Fall stehen Veränderungs- und Anpassungsprozesse an. 

 

Diese Phasen in unserem Leben sind jedoch auch die Phasen großer Kreativität, Neues muss entwickelt werden. Manchmal starten diese kreativen Prozesse mit großer Verwirrung, Unsicherheit, Gefühlen von Verzweiflung, Angst oder Wut. . Danach folgt eine Phase von Rückzug, eine Inkubationszeit, ein Nicht-Wissen, ein neu ordnen, Möglichkeitsräume werden gesucht.  Wohlmeinende Gesprächspartner*innen, die zuhören, ohne zu wissen, die Geschichten teilen, die mitschwingen, können Kompass und Halt sein.

 

Meistens zeigen sich dann erste Lichtblicke, die sich zu Ideen, und Lösungsansätzen verdichten können. Die Phase der Planung, der Zuversicht, der Hoffnung kann starten. Erste Handlungen können gesetzt werden. Damit beginnt eine Umsetzungsphase mit allen Hindernissen, Rückschlägen, Umwegen, Irrwegen und schließlich neuen Lösungen.

So wie alles in unserem komplexen menschlichen Leben, laufen diese Phasen nicht so linear, wie beschrieben ab, manchmal tauchen wir wieder ein in den Rückzug, um dann wieder zu planen oder etwas auszuprobieren, manchmal zeigen sich auch wieder Trauer oder Wut, um wieder in konstruktive Energie gewandelt zu werden.

 

Punkte der Entscheidung in unserem Leben wird es immer wieder geben, treffen wir sie mutig, denn stehenbleiben ist eben auch eine Entscheidung. Ein mutiger Schritt, und sei er noch so klein, ist eben auch ein Schritt ins Ungewisse, um ein stimmiges und befriedigendes Leben zu führen.  Um meine Yoga-Lehrerin zu zitieren: „Habe Mut, habe Mut!“